Leishmaniose und Co: Mittelmeerkrankheiten beim Hund

Sommerzeit ist Reisezeit. Vielleicht freust Du Dich schon auf Deinen Mittelmeerurlaub mit Deinem geliebten Vierbeiner oder bist gerade zurück? Tollen am Strand, wandern durch die Natur, das alles macht mit Hund gleich doppelt Spaß. Aber ganz gefahrlos ist es leider nicht. Einige Erreger, die sich inzwischen hierzulande finden, wurden durch den Reiseverkehr ins Ausland und die Einfuhr von Hunden anderer Länder eingeschleppt und konnten sich in Deutschland weit verbreiten. Mitunter können solche Erreger aus dem Ausland Deinen Hund schwer krank machen. Zu diesen Krankheiten gehören beispielsweise die Leishmaniose und die Herzwurmerkrankung Dirofilariose. Wir möchten Dich hier informieren, welche Krankheiten es gibt und was Du dagegen machen kannst. 

Die Leishmaniose

Die Leishmaniose kommt bevorzugt in Urlaubsgegenden, wie den Balearen, Griechenland, Portugal und Südspanien, aber auch in Afrika und dem Nahen Osten sowie inzwischen in Deutschland, Österreich und Schweiz vor. Durchschnittlich infizierte Hunde sind in: 

  • Frankreich (Provence) 66 % 
  • Italien (Sizilien) 60 % 
  • Griechenland (Peloponnes) 22 % 
  • Portugal 20 % 
  • Spanien (Andalusien) 42 % 
  • Spanien (Mallorca) 52 % [6]. 

In Deutschland leben ca. 100000 infizierte Hunde. Die Leishmaniose wird durch den Stich der weiblichen, nachtaktiven, sandfarbenen Sand- oder Schmetterlingsmücke übertragen, die von April bis November Hochsaison haben. Ungewöhnlich ist die lange Inkubationszeit, bis erste Symptome bei von Leishmanien infizierten Hunden auftreten. Sie beträgt bis zu neun Jahre [6], so dass der Zusammenhang zwischen Krankheit und Aufenthalt im Mittelmeerraum kaum mehr erkannt wird. Die Leishmaniose kann bei immungeschwächten Hunden sehr schwerwiegend verlaufen und Milz, Leber und Knochenmark des Hundes schwächen. Typische Symptome sind: 

  • Apathie
  • Durchfall, Erbrechen
  • Fieber
  • Hautentzündungen oder -veränderungen, Haarausfall und Ekzeme
  • Lymphknotenschwellungen
  • Schwäche
  • Vergrößerung von Leber und Milz
  • verstärktes Krallenwachstum
  • Schädigung von Nieren und Augen bei chronischem Verlauf [1; 2; 6]. 

Vorbeugung und Behandlung der Leishmaniose

Zur Vorbeugung kannst Du Deinem Hund vor Reisebeginn ein spezielles Halsband oder auch Spot ons mit Pyrethroiden gegen Sandmücken verabreichen. Sie schrecken die Mücken ab oder töten sie. Du kannst Deinen Hund auch gegen Leishmaniose impfen lassen. 

Ist es aber doch passiert, dass Dein Hund infiziert ist und Symptome aufweist, sollte der Tierarzt eine Blutuntersuchung vornehmen und dadurch den Status der Erkrankung feststellen. Leider lässt sich die Erkrankung nicht mehr vollständig heilen, der Hund bleibt chronisch krank. Mit dem Gichtmittel Allopurinol in Tablettenform und/oder einer nierenschonenden Diät können aber die Symptome der Krankheit gut behandelt werden. Das Allopurinol sorgt dafür, dass sich die Leishmanien weniger vermehren können. Ungünstiger Nebeneffekt: Es kann dabei zur Bildung von Harnsteinen und in der Folge zur Nierenschädigung kommen. Der Tierarzt wird daher in regelmäßigen Abständen den Urin von Deinem Hund untersuchen. Du selbst kannst mit einer purinarmen Diät aus Muskelfleisch, Kohlenhydraten, Eier, Obst und Gemüse sowie Milchprodukten und viel Flüssigkeit (täglich 15 ml/kg Gewicht) der Steinbildung bei Deinem Hund vorbeugen. 

Alternativ kann Dein Hund auch mit einem Mittel gegen Übelkeit (Wirkstoff Domperidon) behandelt werden, das das Immunsystem Deines Hundes stimuliert. Weitere Wirkgruppen sind: 

  • Leishmanistatika
  • Leishmanizide

Immunmodulatoren [6].

Die Herzwurmerkrankung (kardiovaskuläre Dirofilariose)

Herzwürmer kommen im Süden und Osten Europas sowie den USA und Australien vor, haben aber inzwischen auch Deutschland erreicht. Überträger der Herzwurmlarven sind Moskitos. Nach dem Stich infizierter Moskitos wandern die Larven der Fadenwürmer Dirofilaria immitis durch den Körper des Hundes und entwickeln sich dabei weiter. Nach mehreren Monaten nisten sich die Larven dann in die Gefäße von Herz und Lunge, mitunter auch in die rechte Herzkammer ein und wachsen dort zu einem bis zu 30 cm langen, 1 cm dicken Herzwurm heran. Je nach Erregerlast und Widerstandskraft Deines Hundes kann er Symptome entwickeln, wie:

  • wiederkehrender Husten, besonders nach Anstrengungen, eventuell mit Würgereiz
  • blasse Schleimhäute
  • Abgeschlagenheit, Trägheit, Konditionseinbußen, Ohnmachtsanfälle, Schock
  • Gefäßverschlüsse
  • Appetitlosigkeit und Abmagerung
  • Herzprobleme, Herzgeräusche, Herz- und Ateminsuffizienz, schneller Herzschlag, Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum (Wassersucht) und Gelenken
  • blutiger Urin
  • Blutarmut
  • plötzlicher Herztod.

Anfangs entwickelt der Hund nur Husten. Im weiteren Verlauf kann die Erkrankung aber sehr schwerwiegend und sogar lebensbedrohlich werden. Im schlimmsten Fall werden Lunge, Herz und Gefäße des Hundes bleibend geschädigt. Auch kann er die Erreger auf andere Hunde und sogar den Menschen übertragen. 

Der Hautwurm: kutane Dirofilariose

Eine andere Art von Herzwürmern, Dirofilaria repens, halten sich im Unterhautgewebe des Hundes auf und erreichen eine Länge von ca. 15 cm. Die Larven der Würmer durchwandern die Blutgefäße und werden dann von der Stechmücke beim Stich wieder aufgenommen. Hier machen die Larven verschiedene Entwicklungsstadien durch und können zurück auf andere Hunde übertragen werden. Symptome treten bei infizierten Hunden in der Regel kaum auf. Es kann allenfalls zu: 

  • Schwellungen, Knötchen oder Abszesse in der Haut
  • seltener Entzündungen mit Juckreiz und Haarausfall kommen [4]. 

Daneben gibt es noch weitere Fadenwürmerarten, die sich in verschiedenen Organen ansiedeln können. Sie kommen in Süd- und Osteuropa, in der Schweiz, Holland, Polen, Brandenburg und in Süddeutschland vor.

Vorbeugung und Behandlung der Herzwurmerkrankung 

Du kannst Deinen Hund prophylaktisch beim Tierarzt gegen Herzwürmer behandeln lassen. Die Medikamente töten Larven und ausgewachsene Würmer ab. Die Behandlung ist aber nicht möglich bei Hunden mit MDR1-Gendefekt, weil sie bei ihnen Nervenschäden verursachen können. Zu den Hunderassen mit bekanntem oder vermutlichem Gendefekt gehören: 

●       Kurzhaar-Collie zu 68 %

●       Langhaar-Collie zu 55-57 %

●       Langhaar Whippet zu 42-65 %

●       Australian Shepherd zu 20-50 %

●       Shetland Sheepdog (Sheltie) zu 7-35 %

●       Silken Windhound zu 18-30 %

●       Wäller zu 17-19 %

●       English Shepherd zu 7-15 %

●       Schweizer Weißer Schäferhund zu 14 %

●       Deutscher Schäferhund zu 6-10 %

●       Old English Sheepdog (Bobtail) zu 1-11 %

●       Border Collie zu 1-2 % [5].

Außerdem kannst Du dafür sorgen, dass Dein Hund mit entsprechenden Produkten und Schutznetzen vor Mückenstichen geschützt ist. 

Ist es für eine Prophylaxemaßnahme bereits zu spät, solltest Du Deinen Hund sicherheitshalber ca. sechs Monaten nach Eurem Aufenthalt in endemischen Gebieten beim Tierarzt auf Herzwürmer untersuchen lassen. Es braucht diese lange Zeit, bis die Larven der Dirofilarien im Blut nachweisbar sind. Bei infizierten Hunden kann die rechtzeitige Behandlung Leben retten. Deshalb bringe ihn auch bei einem noch so vagen Verdacht so schnell wie möglich zum Arzt und halte den Hund bis dahin ruhig, um seine Durchblutung zu drosseln [4].

Der Tierarzt hat mehrere Behandlungsoptionen: Er kann die Würmer mit Medikamenten abtöten (Fast-Kill-Methode) oder die Weibchen unfruchtbar machen (Slow-Kill-Methode). Die Methode der Wahl richtet sich nach der Stärke des Befalls. Zeigt das Ultraschall z.B., dass bereits die rechte Herzkammer infiziert ist, könnte die Fast-Kill-Methode zu Gefäßverschlüssen und allergischen Reaktionen bis hin zu einem anaphylaktischen Schock und zum Tod des Hundes führen. Hier wird der Arzt die Würmer eher operativ entfernen. 

Hepatozoonose beim Hund

Die Hepatozoonose ist eine relativ neue Erkrankung in Deutschland. Der Erreger kommt ursprünglich aus Afrika und hat sich im MIttelmeerraum ausgebreitet. Überträger der kapselförmigen Erreger sind Zecken, die verschluckt oder zerbissen werden. Die Hepatozoen gelangen über die Darmwand in den Blutkreislauf und von dort in Lymphknoten, Leber, Nieren, Knochenmark und Milz. Sie befallen die Leukozyten und verursachen zyklisch auftretende Symptome, wie: 

  • Abmagerung
  • Blutarmut
  • Fieber
  • Gangsteifigkeit
  • Lymphknotenschwellungen
  • neurologische Ausfälle bis hin zu epileptischen Anfällen
  • blutiger Durchfall
  • Augen- oder Nasenausfluss [6].

Die Erkrankung kann auch tödlich verlaufen. Eine Übertragung auf den Menschen ist nicht möglich. 

Vorbeugung und Behandlung von Hepatozoonosen

Bei dieser Erkrankung gibt es bisher weder eine vorbeugende, noch eine behandelnde Therapie. Der Tierarzt kann lediglich die Symptome behandeln. 

Der orientalische Augenwurm (Thelaziose)

Die Fruchtfliege Phortica variegata nimmt Augenflüssigkeit des Hundes mit ihrem Saugrüssel auf. Dabei kann sie die Larven des Augenwurms übertragen, die sich in der Bindehaut und dem Tränenkanal des Hundes zu Würmern entwickeln. Diese Würmer können bis zu 2 cm groß werden. Infizierte Hunde weisen Symptome auf, wie: 

  • Binde- und Hornhautentzündungen mit Verdickungen
  • tränende, juckende Augen
  • bakterielle Infektionen
  • krampfhaftes Schließen der Augenlider
  • Lichtempfindlichkeit
  • sichtbare Würmer im Auge.

Die Infektionskrankheit kommt ursprünglich aus Asien und Russland, tritt inzwischen aber auch in großen Teilen Europas, wie Italien, Frankreich, Schweiz und Deutschland, auf. 

Vorbeugung und Behandlung der Thelaziose

Vorbeugen lässt sich die Krankheit mit Antiparasitika, z.B. in Tablettenform. Ist der Hund infiziert, kann er mit Antibiotika, Zytostatika oder Antiparasitika sowie Augenspülungen behandelt werden [7].

Erkrankungen durch Zeckenstiche

Wenn Du Dich für Erkrankungen interessierst, die durch Zeckenstiche übertragen werden können, kannst Du Dich gerne in unserem Artikel “Welche Krankheiten können Zecken auf den Hund übertragen…” [Link] darüber informieren. 

Quellen:

[1] Müller Micha, Informationen zu Mittelmeerkrankheiten beim Hund, 0101.2019 in Tierarzt Dr. Wolf, abgerufen am 15.04.2022 von https://www.tierarztdrwolf.de/2519-/informationen-zu-den-mittelmeerkrankheiten-beim-hund/

[2] Leishmaniose beim Hund – was nun?!, 07.07.2020 in Futtermedicus, abgerufen am 16.04.2022 von https://www.futtermedicus.de/leishmaniose-beim-hund-was-nun#:~:text=Wirkung%20von%20Allopurinol&text=Im%20K%C3%B6rper%20eines%20Hundes%20werden,Xanthin%20(Zwischenprodukt%20beim%20Purinabbau).

[3] Herzwurm-Symptome beim Hund: bei Verdacht sollte unbedingt der Tierarzt aufgesucht werden, Mein Haustier und ich, abgerufen am 16.04.2022 von https://meinhaustierundich.elanco.com/de/parasiten/herzwuermer/herzwurm-symptome-beim-hund/#:~:text=Der%20Herzwurm%20wird%20bis%20zu,bevor%20sie%20ihr%20Zielorgan%20erreicht.

[4] Dirofilariose beim Hund, Anicura Wissensbank, abgerufen am 17.04.2022 von https://www.anicura.de/wissensbank/hunde/dirofilariose-beim-hund/?gclid=CjwKCAjw9e6SBhB2EiwA5myr9k5vhLSgBO5NZ8C-oF7BY_G_mE0jGJJPsEicJV-S4sXSh3543Xn3rBoCnh0QAvD_BwE

[5] Rückert, Ralph, Der MDR1-Gendefekt bei Hunden, 19.12.2015 in Kleintierparaxis Ralph Rückert, abgerufen am 17.04.2022 von https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=19426

[6] Traumhund aus dem Süden, Eine Informationsbroschüre von Parasitus Ex e.V., abgerufen am 17.04.2022 von https://www.parasitosen.de/images/downloads/traumhund/Traumhund2017.pdf

[7] Der Augenwurm beim Hund: ein neuer Parasit?, 15.06.2021 in Parasitenportal, abgerufen am 17.04.2022 von https://parasitenportal.de/der-augenwurm-beim-hund-ein-neuer-parasit/

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